Geschichte

Von der Alten zur Neuen Schubert-Ausgabe

Zum 100. Geburtstag Franz Schuberts wurde im Jahre 1897 mit dem „Revisionsbericht“ der letzte Band der von Eusebius Mandyczewski betreuten und bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienenen „Alten“ Schubert-Ausgabe vorgelegt. Ihre Editionsprinzipien hatten vor allem darauf abgezielt, eine ideale Gestalt des jeweiligen Werkes zu veröffentlichen. Ein Kritischer Apparat in der Form, wie er heute einen unverzichtbaren Bestandteil jeder wissenschaftlichen Ausgabe darstellt, fehlt. Schon in den ersten Jahren nach Abschluss der Ausgabe wurden zahlreiche Werke Schuberts neu entdeckt, die Otto Erich Deutsch als Material für Nachtragsbände zur Gesamtausgabe zu sammeln begann. Seit den 1950er-Jahren gab es Vorüberlegungen zu einer Neuen Schubert-Ausgabe, die am 19. November 1963, Franz Schuberts 135. Todestag, zur Gründung der Internationalen Schubert-Gesellschaft e. V. führten. Ihre alleinige Aufgabe besteht darin, als Trägerverein die Herausgabe sämtlicher Werke Franz Schuberts zu ermöglichen.

Feil und Dürr 1973

Arnold Feil (stehend) und Walther Dürr (1973)

Die Internationale Schubert-Gesellschaft installierte unter dem Vorsitz von Walter Gerstenberg und dem Ehrenpräsidenten Otto Erich Deutsch eine Editionsleitung, die am 1. Mai 1965 mit Walther Dürr und Arnold Feil in Räumlichkeiten des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Tübingen und mit Christa Landon in Wien ihre Arbeit aufnahm. Die Einrichtung einer Arbeitsstelle in Wien war wichtig, weil sich in den Bibliotheken von Schuberts Heimatstadt die Mehrzahl aller relevanten Quellen befinden. Die verlegerische Betreuung der neuen Ausgabe übernahm der Bärenreiter-Verlag in Kassel.
Die Neue Schubert-Ausgabe wurde zunächst von der Stiftung Volkswagenwerk (Hannover) gefördert. Von österreichischer Seite beteiligte sich an der Finanzierung von Anfang an das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, 1967 kam die Stadt Wien hinzu, und im Schubert-Jahr 1978 trat auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (Wien) in den Kreis der Subventionsgeber ein. 1979 wurde die Neue Schubert-Ausgabe in das Akademienprogramm der Konferenz (seit 1999: Union) der deutschen Akademien der Wissenschaften, vertreten durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, aufgenommen. Sie wird seitdem durch Mittel der Bundesrepublik Deutschland, des Landes Baden-Württemberg, der Republik Österreich, der Stadt Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanziert.
Als erster Band der Neuen Schubert-Ausgabe erschien bereits 1964 eine Neuausgabe von Otto Erich Deutschs Schubert. Die Dokumente seines Lebens (Serie VIII, Band 5), die im Bärenreiter Verlag bereits vorbereitet worden war. Der erste Notenband der neuen Ausgabe, Sinfonien I (Serie V, Band 1), konnte im November 1967 in Wien der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Von 1979 bis 2002 gehörte Werner Aderhold als Editor zu den Mitarbeitern der Tübinger Arbeitsstelle, nachdem er 1975–1978 im Auftrag der Editionsleitung bereits die Neuausgabe des Werkverzeichnisses von Otto Erich Deutsch (Serie VIII, Band 4) erarbeitet hatte. Die Wiener Arbeitsstelle leitete von 1980 bis 2015 Walburga Litschauer.