Bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz ist im Rahmen des Akademievorhabens „Neue Schubert-Ausgabe“
ein bis zu dreijähriges Doktorand:innenstipendium zu vergeben. Bewerbungsfrist: 31. Mai. Download hier.
Bei der Neuen Schubert-Ausgabe in Tübingen ist ab 1. Juni 2023 die Stelle eines Akademischen Mitarbeiters zu besetzen. Bewerbungsfrist: 20. April. Download hier.
Die Messe Es-Dur ist die letzte von Schuberts insgesamt sechs Vertonungen des lateinischen Ordinarium missae. Laut autographer Datierung begann der Komponist im Juni 1828 mit Ihrer Niederschrift. Der vorliegende Band bietet eine Edition der Messe auf Grundlage des in der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrten Autographs. Darüber hinaus enthält er sämtliche überlieferten Entwürfe, die nicht nur für die Entstehungsgeschichte des Werks aufschlussreich sind, sondern vor allem auch Einblick in kompositorische Prozesse gewähren.
Im Laufe der Vorbereitung zu dem Band wurden weiterführende Überlegungen zum Verständnis Schubert’scher Akzente angestellt, die in dieser Messe nach Auffassung des Herausgebers vorrangig ein Mittel musikalischer Textlesung darstellen. Um den differenzierten Gebrauch von Akzenten, der sich im autographen Schriftbild zeigt, in der Edition entsprechend wiedergeben zu können, hat die Neue Schubert-Ausgabe ein zusätzliches Zeichen eingeführt, mit dem sich unterschiedliche Dauern von Betonungen darstellen lassen.
Schuberts „glücklose Liebe zum Theater“ manifestiert sich in diesem Band, der jene Opernfragmente zusammenfasst und kommentiert, die über die erste Planung oder das frühe Entwurfsstadium nicht hinauskamen. Dabei sind die Entstehungsphasen, innerhalb derer die Opernprojekte jeweils Fragment blieben, höchst unterschiedlich. Wie die weiter vollendeten, ebenfalls nicht aufgeführten Bühnenwerke, die in ihrer fragmentarischen Form in Einzelbänden der Neuen Schubert-Ausgabe erschienen, so durchziehen auch diese im Anfangsstadium verbliebenen Werke Schuberts gesamte kompositorische Laufbahn. Im Laufe der Vorbereitung dieses Bandes konnten die Herausgeberinnen etliche zweifelhafte Zuschreibungen bezüglich Autoren und Sujets klären, literarische Vorlagen identifizieren und mehr herausfinden über die vermutlich authentischen Titel. Der Band enthält die überlieferten Partiturentwürfe zu den Opern „Wanda“ (D 791, bislang „Rüdiger“) und „Sophie“ (D 982, Titel bislang unbekannt), die auf Alexandre-Vincent Pineux Duvals und Angelo Tarchis Opéra comique „Une aventure de Saint-Foix“ (Paris 1802) zurückgeht, sowie im Anhang das Libretto „Der kurze Mantel“ von Johann Gabriel Seidl, das aufgrund seines dokumentarischen Wertes in die Edition aufgenommen wurde.
am 15. und 16. Juli 2022 im Musikwissenschaftlichen Institut
(Fr. 14–17.30 h, Sa. 9.30–13 h)
Die Editionsleitung der Neuen Schubert-Ausgabe beschäftigt sich derzeit schwerpunktmäßig mit Franz Schuberts Messen. Vor der Fertigstellung steht die Edition der Messe in Es-Dur D 950 (1828), begonnen wurde die Edition der Messe in G-Dur D 167 (1815). Diese (noch kaum erforschten) Werke stehen im Mittelpunkt des Studientags. Einige der Mitarbeiter*innen der Neuen Schubert-Ausgabe (voraussichtlich Rudolf Faber, Matthew Gardner, Christine Martin und Vasiliki Papadopoulou) werden über die Ergebnisse ihrer philologischen und analytischen Arbeit berichten, um dann mit den Teilnehmer*innen des Studientags darüber ins Gespräch zu kommen.
Der besseren Planbarkeit wegen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 30. Juni 2022 per E-Mail an: rudolf.faber_at_uni-tuebingen.de
Die Editionsleitung der Neuen Schubert-Ausgabe hat die Editionsrichtlinien überarbeitet und nun in neuer, 7. Fassung vorgelegt. Neben formalen Anpassungen und Änderungen aufgrund der technischen Weiterentwicklung war es erforderlich, Erfahrungen aus der Editionspraxis in einige Präzisierungen der editorischen Vorgehensweise einfließen zu lassen. Die neue Fassung der Richtlinien ist hier auch als Download verfügbar:
Neu erschienen ist der Kritische Bericht:
Mehrstimmige Gesänge für gleiche Stimmen mit Begleitung (III/3)
Franz Schuberts Gesänge für gleiche Stimmen mit Klavier- oder Gitarrenbegleitung waren bei seinen Zeitgenossen ebenso beliebt wie seine berühmten Lieder. Schubert lernte mehrstimmiges Singen bereits in Familie und Schule kennen und verfasste früh kleine Kantaten zu Familienfesten oder Terzette für das Kompositionsstudium. Neben erbaulichen Vokalsätzen im Stil Michael Haydns entstanden gleichzeitig Trinklieder für einstimmigen Chor. Seinen ersten großen Erfolg in der Öffentlichkeit feierte der junge Komponist mit dem „Dörfchen“ (D 598). Seine anspruchsvolleren Vokalquartette wie z.B. „Gondelfahrer“, „Die Nachtigall“ oder „Nachthelle”, die er ab 1819 für öffentliche und professionelle Aufführungen der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde komponierte, gehören noch heute zum Kernrepertoire romantischen Männergesangs.
Andere Gesänge spiegeln die einzigartige Pflege bürgerlicher Geselligkeit im Wiener Biedermeier und entstanden direkt zu festlichen Anlässen im Familien- und Freundeskreis wie das „Ständchen“ D 920 nach einem Text des befreundeten Dichters Franz Grillparzer für eine Schülerin der Gesangslehrerin Anna Fröhlich.
Der vorliegende Band bietet mit 46 Gesängen für drei bis fünf gleiche Stimmen oder einstimmigen Chor das ganze Spektrum des Genres, einschließlich unterschiedlicher Fassungen einzelner Gesänge und einiger Stücke, die wie die dritte Bearbeitung von J. W. von Goethes „Gesang der Geister über den Wassern“ Fragment geblieben sind.
Die zeitgemäße Aufarbeitung von Wasserzeichen in den Musikmanuskripten Franz Schuberts ist schon lange ein Desiderat. Im Rahmen des Förderprogramms Heritage Science Austria startet im Herbst 2021 das interdisziplinäre Projekt „Digitization, Recognition and Automated Clustering of Watermarks in the Music Manuscripts of Franz Schubert“, das Thermographie, maschinelles Lernen und Signalverarbeitung miteinbezieht.
Die Erschließung der Musikhandschriften Franz Schuberts ist ein Hauptanliegen der Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe. Seit deren Anfängen in den 1960er-Jahren war die Datierung eine zentrale Aufgabe, da sie ergänzende Informationen zur Geschichte der Quellen liefert. Dabei wurden nicht nur die Handschriften Schuberts, sondern auch die von ihm verwendeten Papiersorten berücksichtigt. Dank der kontinuierlichen Quellendokumentation kann die Neue Schubert-Ausgabe heute auf einen Bestand von mehr als 1.300 handschriftlichen Wasserzeichenpausen zurückgreifen.
So wertvoll diese Pausen auch sind, wurden einige doch unter ungünstigen Bedingungen erstellt und lassen keinen vergleichenden Überblick zu. Eine zeitgemäße digitale Visualisierung und Indizierung sind schon lange ein Desiderat. Mit modernen bildgebenden Verfahren, unter Verwendung von Thermografie, maschinellem Lernen und Signalverarbeitung, können objektivere Ergebnisse erzielt werden. Hier setzt das neue Projekt (in Kooperation mit dem Institut für Schallforschung der ÖAW) an, das sich grundlegender Ideen aus dem Bereich der Fingerabdruckerkennung bedient, wo in ähnlicher Weise versucht wird, aus einer Vielzahl an Datensets zu bestimmen, welche davon demselben Fingerabdruck zugeordnet werden können. Somit werden nicht nur bisherige Ergebnisse der Schubert-Forschung verifiziert, sondern zudem in Richtung auf ein geläufiges Anwendungsszenario – die Lücke zwischen analog und digital aufbereiteten Forschungsdaten – abstrahiert.
Das Projekt wird von einem Forschungsteam rund um Katharina Loose-Einfalt (Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe) und Günther Koliander (Institut für Schallforschung der ÖAW) an der ÖAW durchgeführt und von Andrea Lindmayr-Brandl (Leiterin Kommission für interdisziplinäre Schubert Forschung Wien, Paris-Lodron Universität Salzburg) als Supervisorin betreut. Zusätzlich konnten die Wienbibliothek im Rathaus sowie die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek als Kooperationspartner gewonnen werden, die einen vorwiegenden Teil der Schubert-Handschriften aufbewahren.
Foto: Franz Schubert, „Fierrabras“ (D 796) Oper in drei Akten mit gesprochenen Dialogen auf ein Libretto von Joseph Kupelwieser, 1823. Autographe Niederschrift, Blatt 56 recto und 57 verso (Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, MH 9), mit einem Wasserzeichen der Papiermühle Welhartiz (Velhartice), Tschechien (Quellen: Thermographie: WZIS, handschriftliche Pause: Archivmaterial der Neuen Schubert Ausgabe).
Am 1. April 2021 wurde an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine ‘Kommission für Interdisziplinäre Schubert Forschung’ gegründet. Ziel dieser Kommission ist es, gesellschaftliche Netzwerke im Wiener Kulturleben des Vormärz aufzudecken, Verbindendes und Trennendes grenz- und fächerüberschreitend aufzuzeigen sowie, ganz allgemein gesprochen, die Welt, in der Schubert und seine Zeitgenossen lebten und wirkten, differenzierter und umfassend zu verstehen. Die interdisziplinäre Plattform will Anlaufstelle für internationalen Wissenschaftler*innen, Musiker*innen und die interessierte Öffentlichkeit sein, jährliche Fachtagungen veranstalten und sich um den wissenschaftlichen Nachwuchs bemühen.
Ein zentrales Anliegen der Kommission ist weiters die Bildung von Netzwerken und die Kommunikation zu Kolleg*innen weltweit. Zu diesem Zweck wird in unregelmäßigen Abständen ein Newsletter per email ausgesendet, der über Neuerscheinungen, Call for Papers, Veranstaltungen, Stellenausschreibungen, Stipendien, etc. informiert. Bitte lassen Sie uns relevante Informationen zukommen. Hier können Sie sich für den Newsletter anmelden: schubert_at_oeaw.ac.at. Eine Abmeldung ist jederzeit möglich.
Andrea Lindmayr-Brandl (Obfrau)
im Namen aller Mitglieder der Kommission
Neu erschienen ist der Notenband:
Ouvertüren (V/5)
Neben seinen Sinfonien schrieb Franz Schubert zwischen ca. 1811 und 1819 insgesamt acht selbständig überlieferte, vollendete Konzertouvertüren (zwei davon in zwei Fassungen). Mit Ausnahme der „Ouvertüre in D“ (D 4), die sich auf das Lustspiel „Der Teufel als Hydraulicus“ bezieht und der „Ouvertüre in D“ (D 26), deren ursprünglicher Titel aus dem Manuskript herausgeschnitten wurde, handelt es sich durchwegs um Kompositionen, die weder mit einem Drama noch einem Programm verbunden sind. Sie repräsentieren damit zu einem musikgeschichtlich erstaunlich frühen Zeitpunkt den Typus der reinen Konzertouvertüre und entsprechen diesem auch terminologisch durch den expliziten Verzicht auf jeglichen weiteren Zusatz im Titel; der für zwei Werke übliche Beiname „im italienischen Stil“ wurde erst posthum vergeben.
Zum ersten Mal erscheint die „‚italienische Ouvertüre in C“ (D 591) entgegen der auf einer Mischung der Quellen beruhenden Aufführungstradition im vorliegenden Band in ihren beiden authentischen Fassungen. Ebenfalls wurde erstmals der weithin tradierte, jedoch verdorbene musikalische Verlauf der „Ouvertüre in D“ (D 590) richtiggestellt.
Im Schatten der Sinfonien sind die Ouvertüren Franz Schuberts in der Rezeption wie in der musikalischen Praxis bisher weithin unterschätzt worden – einschließlich der „Ouvertüre in e“ (D 648), mit der Schubert wie in kaum einem anderen Werk in radikal neue Ausdruckssphären vordringt.